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Von einem Knast zum anderen...

Montag 27. Februar 2012

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Am 16. Dezember 2012 versuchten 5 Menschen aus dem Abschiebeknast in
Massy- Palaiseau zu entkommen. Vier von ihnen schafften es, der Fünfte
jedoch, Ibrahim, wurde von der Polizei geschnappt und
zusammengeschlagen. Er wurde für zwei Tage in Gewahrsam genommen und
kam dann vor einen Richter, mit der Beschuldigung einen Polizisten
überwältigt zu haben, um seinen Sicherheitspass zu stehlen, mit dem es
den anderen möglich wäre abzuhauen.

Ibrahim saß bis zum 18. Januar 2013 in Untersuchungshaft Fleury-
Merogis. An diesem Tag wurde er vom Gericht zu 2 Jahren Gefängnis und
zu einer Geldstrafe von 1200 Euro (Schmerzensgeld, das er an 2 Bullen
zahlen soll, die ihn beschuldigten, gewalttätig gewesen zu sein)
verurteilt. Aus einem Abschiebelager zu fliehen ist nicht verboten;
deswegen hat die Polizei und das Gericht sich nicht gescheut, Ibrahim
andere Taten zur Last zu legen.

Ibrahim sitzt zur Zeit in Fleury- Merogis Gefängnis. Gegen seine
Strafe legte er keine Beschwerde ein. Wenn ein Mensch isoliert ist,
dazu ein_e Migrant_in, die_der nicht gut französisch spricht und
keine_n Verteidiger_in hat, ist es geradezu unmöglich zu wissen, dass
sie_er 10 Tage hat, um in Berufung zu gehen. Die Justiz zerquetscht
uns noch mehr, bloß weil wir keine Papiere haben und arm sind.

Von einem Knast zum anderen, vom Auffanglager für Migranten zum
Strafvollzugsgefängnis, der Weg ist klar, in beide Richtungen. Die
Mächtigen werden immer Revolten, Ausbrüche, Ablehnungen von
Asylanträgen nutzen, um aufsässige Personen vermehrt einzusperren. Und
umgekehrt, was erwartet uns in den meisten Fällen nachdem wir aus dem
Knast entlassen werden wieder ohne Papiere - Abschiebelager und die
darauf folgende Abschiebung.

Wenn du eingesperrt in einem Abschiebelager bist, wenn alle legalen
Rechtsmittel ausgeschöpft sind und deine Abschiebung bevorsteht, dann
bleibt dir nur die Möglichkeit auszubrechen und zu wüten. Das sind die
Gründe warum sich diese Geschichte immer wieder wiederholt: ein paar
Tage vor dem Ausbruch aus dem Palaiseau – Lager, flüchteten 3 Menschen
vom Abschiebelager in Vincennes und wir hoffen sie sind weiterhin auf
der Flucht. Im März 2011 legten Gefangene Feuer im Gefängnis für
Migranten in Canet (Marseille). Seitdem sind 2 Leute unter
richterlicher Aufsicht und warten auf die Gerichtsverhandlung.

Zu Ibrahim und denen im Fall von Marseille � es ist wichtig
Solidarität zu zeigen mit denen, die für ihre Freiheit revoltieren,
egal ob sie schuldig sind oder nicht. Solange es Knäste, Papiere und
Grenzen gibt, bleibt die Freiheit nur ein Traum.

Feuer den Knästen! Freiheit für alle!


Lassen wir Ibrahim nicht allein, ihr könnt ihm schreiben:

Ibrahim El Louar
écrou n°399815, Bâtiment D4
MAH de Fleury-Mérogis
7 avenue des Peupliers,
FR-91705 Sainte-Geneviève-des-Bois

Falls ihr weiteren Kontakt haben wollt oder Kleider spenden möchtet,
schreibt an evasionpalaiseau@riseup.net